05.05.2022

Bei Stipendien geht es nicht nur um gute Noten

Einsen und Zweien auf dem Zeugnis gehören wohl dazu, aber wer ein Stipendium haben will, sollte noch andere Vorzüge haben. Und so ging es bei der Auswahltagung der neuen Stipendiat:innen für die Dornier-Stiftung, die Neumayer-Stiftung und die Stipendienstiftung des Internat Solling, die von Donnerstag, den 28.04. bis Samstag, den 30.04.22, endlich wieder in Präsenz im Internat Solling stattfand, auch nicht darum, wer besser in Mathe oder Englisch ist.Die 27 Jugendlichen, die am Donnerstagnachmittag im Musenhof mit Schlafsäcken und viel Aufregung im Gepäck eintrafen, waren bereits durch ihre schriftliche Bewerbung unter vielen Einsendungen aufgefallen. Damit hatten sie schon die erste Hürde auf dem Weg zum Stipendium an einem der vier teilnehmenden Internate genommen und waren zur Tagung eingeladen worden. Dort ging es um intellektuelle und sprachlich-kommunikative Fähigkeiten sowie um geistige Flexibilität und Kreativität. Auch gesellschaftspolitisches Engagement und soziale Kompetenzen, Leistungsbereitschaft und Arbeitsmoral wurden überprüft.
Dafür mussten die Bewerber:innen je zwei 30-minütige Interviews und zwei Gruppenaktivitäten absolvieren. Die Einzelinterviews führten die Jugendlichen mit den vier Schulleiter:innen der teilnehmenden Internate Sankt Afra (Stefan Weih), Schulpforta (Kathrin Volkmann), Birklehof (Henrik Fass) und dem Internat Solling (Helga Volger). Ziel dieser Gespräche sollte es sein, einen möglichst umfassenden Eindruck des/der Bewerber:in zu erhalten. Die Gruppenaktivitäten erfolgten parallel dazu und bewusst alters- und geschlechtergemischt, da hierbei nicht vorrangig das erreichte Ergebnis, sondern die Art und Weise der Interaktion relevant war. Im Themenbereich Politik sollte eine UN-Friedensverhandlung simuliert werden, bei der es darum ging, den Einmarsch der russischen Truppen in den Donbass zu verhindern. Im kreativen Bereich hatten die Jugendlichen die Aufgabe, sich künstlerisch mit einem Zitat zum Thema Freiheit auseinanderzusetzen. Begleitet wurden sie dabei von jeweils zwei Mitgliedern der Auswahlkommission, die aber nur im Hintergrund beobachten sollten. Präsentiert wurden die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit dann am Freitagabend sowie am Samstagvormittag. In der abschließenden Sitzung am Samstagmittag schließlich wurden die Eindrücke der gesamten Kommission gesammelt und zusammengeführt. Die endgültigen Zu- oder Absagen werden in der kommenden Woche verschickt.
Und obwohl es am Ende natürlich auch darum geht, wer die Glücklichen sind, die ein Stipendium bekommen, gilt, was auch Dr. Mavi Schellenberg, die erste Stipendiatin der Dornier-Stiftung, und Gräfin Astrid Schimmelpenninck aus dem Vorstand der Neumayer-Stiftung in ihrer Begrüßung formulierten: „Ihr seid alle schon Gewinner, weil ihr euch getraut habt, euch zu bewerben und es bis hierher geschafft habt.“ Allein die Teilnahme an diesen eindrucksvollen und herausfordernden Tagen war eine Bereicherung – für die Jugendlichen, aber auch für die Erwachsenen.